Bürger helfen Bürgern. Berliner unterstützen Ausbildung in Kamerun

15.04.2022

Die Vorgeschichte

Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich ein Berliner Freundeskreis für junge Menschen in Bansoa, einer dörflichen Region im Grasland von Kamerun.

 

Anfangs ging es darum, in der schulisch unterversorgten Region den Aufbau privater Grundschulen zu unterstützen.

 

Die beiden geförderten privaten Schulen konnten schließlich so guten Ruf erwerben, dass an ihren Programmen zur Fortbildung der Lehrkräfte sogar Personal öffentlicher Schulen teilnahm. Personelle und finanzielle Unterstützung aus dem spanischen Baskenland half, den beiden Grundschulen eine solide Basis für ihre weitere Arbeit zu schaffen.

 

Vor gut zehn Jahren konzentrierte der Berliner Freundeskreis deshalb seine Unterstützung auf eine andere Zielgruppe: Jugendliche, die vorzeitig die Schule verlassen haben, sollen bei örtlichen Handwerkern eine berufliche Ausbildung erhalten. Diesen Jugendlichen sollen dadurch solide Perspektiven für die persönliche Entwicklung geschaffen werden. Längerfristig sollen sie auch in die Lage versetzt werden, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Dies war der Beginn des Projekts „Jugend von Bansoa“.

 

Das Projekt "Jugend von Bansoa"

Management und Koordinierung von „Jugend von Bansoa“ vor Ort liegen seit dem Jahre 2011 in den Händen von André Nienie. Er hatte viele Jahre für das Arbeitsministerium von Kamerun gearbeitet; als Ruheständler kehrte er wieder in seine Heimat Bansoa zurück.

 

André Nienie macht Jugendliche ausfindig, die für eine Ausbildung in Betracht kommen. Er überzeugt die Jugendlichen wie auch deren Eltern von Sinn und Zweck einer guten beruflichen Ausbildung. Er spricht örtliche Handwerker an, um sie für die Ausbildung dieser Jugendlichen zu gewinnen. Deren Bereitschaft dazu ist nicht selbstverständlich.

 

André Nienie besucht regelmäßig die ausbildenden Handwerker, um den Stand der Ausbildung zu erkunden. Er besucht auch die Familien der Jugendichen. So kann er Probleme frühzeitig erkennen und bei deren Bewältigung helfen. Darüber hinaus baut er auch Beziehungen zu wichtigen Persönlichkeiten in Bansoa auf. Er bereitet öffentliche Veranstaltungen zur Verleihung der Abschlusszeugnisse vor, um damit die Möglichkeiten einer beruflichen Ausbildung in der Region bekannt zu machen.

 

André Nienie berichtet dem Berliner Freundeskreis regelmäßig über den Stand der Ausbildung. Die Berichte – bislang 40 an der Zahl – werden laufend im französischen Original und in deutscher Über­setzung veröffentlicht.

 

Die Ausbildung der Jugendlichen dauert je nach Fachgebiet und Lernfortschritt meist 18 bis 24 Monate. Die Kosten, die von den Berliner Freunden finanziert werden, liegen pro Ausbildung in einer Größenordnung von durchschnittlich 600 Euro.

 

In den vergangenen zehn Jahren haben im Projekt „Jugend von Bansoa“ mehr als 70 Jugendliche von einer beruflichen Ausbildung profitiert. Die sechste Gruppe von 15 Jugendlichen hat ihre Ausbildung im November 2021 begonnen. Darunter sind angehende Schneiderinnen, Automobil- und Motorradmechaniker, Friseurinnen und Schweißer. Gegen Ende der Ausbildung werden die Jugendlichen regelmäßig in die Grundlagen einer beruflichen Tätigkeit als Selbständige eingeführt.

 

Die Ausbreitung des Corona-Virus auch im Grasland von Kamerun hat ab Herbst 2020 die routinemäßige Begutachtung des Ausbildungsfortschritts gemeinsam mit den Jugendlichen, Eltern und Ausbilder erschwert. Doch am 8. Mai 2021 konnten die Absolventen in feierlichem Rahmen auf dem Marktplatz von Bansoa nicht nur ihre Abschlusszeugnisse erhalten, sondern auch jeweils eine Grundausstattung zur Ausübung der beruflichen Tätigkeit – Werkzeugkästen für die Motorradmechaniker, Nähmaschinen und Stoffe für die Näherinnen, etc.

 

Kosten und Finanzierung

Für die Ausbildung im Projekt „Jugend von Bansoa“ entstehen Kosten:
Vergütung der Handwerker für ihre Ausbildungstätigkeit; Werkzeuge und Materialien; Arbeits- und Schutzkleidung; Fahrtkosten; Verpflegung für die Jugendlichen am Ausbildungsort; ausbildungsbedingte medizinische Untersuchungen und Behandlungen.

 

Das ehrenamtliche Management des Projekts in Bansoa durch einen pensionierten Beamten des Kameruner Arbeitsministeriums wird mit einer Aufwandsentschädigung honoriert. Hinzu kommen Aufwendungen für das Büro, für Fahrtkosten, für die Nutzung von Computer, Drucker, Telefon und Internet.

 

Die Familien der Jugendlichen können nur knapp ein Fünftel dieser Kosten selbst aufbringen. Der Rest wird aus Spenden der Berliner Freunde finanziert. Bislang haben die Berliner Freunde mehr als 30.000 Euro in die Ausbildung der Jugendlichen in Bansoa investiert.

 

Seit November 2021 fördern die Berliner Freunde die Ausbildung der sechsten Gruppe von diesmal 15 Jugendlichen.

 

Ideelle Patenschaft

Das Berliner Komitee für UNESCO-Arbeit hat die langjährigen Bemühungen des Berliner Freundeskreises um die Ausbildung von benachteiligten Jugendlichen im Grasland von Kamerun gewürdigt. Im September 2013 hat der Vorstand des Berliner Komitees für das Projekt „Jugend von Bansoa“ die ideelle Patenschaft übernommen.

 

Weitere Informationen

Ausführliche Informationen über das Projekt „Jugend von Bansoa“ und ergänzende Berichte in deutscher und französischer Sprache sind hier verfügbar.

 

Bild zur Meldung: Feierliche Übergabe der Abschlusszeugnisse im Frühjahr 2021