Bahnhof der Menschenrechte

19.08.2018

Der U-Bahnhof Westhafen liegt im Berliner Ortsteil Moabit im Bezirk Mitte, unweit des Westhafens. Erbaut vom Berliner Architekten Bruno Grimmek, wurde er am 28. August 1961 eröffnet. Entscheidend umgestaltet aber wurde er erst im Jahr 2000 nach Entwürfen der Künstlerinnen Francoise Schein und Barbara Reiter.

Angeregt durch das internationale Projekt „INSCRIRE – die Menschenrechte schreiben“, wurde aus einem schlichten Berliner U-Bahnhof ein öffentlicher Ort, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die am 10. Dezember 1948 von den Vereinten Nationen in Paris verabschiedete „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ stärker in das öffentliche Bewusstsein zu heben und dort zu verankern.

Steigt man die Stufen zur U-Bahnhofstation Westhafen hinunter, fällt der Blick schnell auf die vielen weißen Kacheln, die mit je einem Buchstaben versehen, ohne Punkt und Komma aneinander gereiht, einzelnen Artikel aus der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ wiedergeben.

Warum gerade der Westhafen?

Die U-Bahnstation Westhafen wurde ausgewählt, weil nicht weit entfernt die Hinrichtungsstätte Plötzensee liegt, in der ca. 3.000 Menschen aus politischen und weltanschaulichen Gründen oder aufgrund ihrer Abstammung ihrer Freiheit beraubt und hingerichtet wurden. Zudem liegt über der U-Bahn Station die Putlitzbrücke, Ausgangspunkt für die ersten Deportationen jüdische Bürger Berlins in die Konzentrationslager.

Die Philosophin Barbara Reiter hat genau aus diesem Grund Artikel der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ mit Abschiedssätzen der Ermordeten kontrastiert.

Seit 1989 sind Stationen von „INSCRIRE“ u.a. auch in Paris, Brüssel, Lissabon, London, Haifa, Rio de Janeiro und Bremen zu finden.

Für Berlin und für alle Berliner Organisationen, die sich der Arbeit der Vereinten Nationen und ihrer Schwesterorganisationen verpflichtet fühlen, gibt es keinen geeigneteren Ort, um am 10. Dezember 2018 genau das zu tun, was die Initiatoren von INSCRIRE beabsichtigt haben, die „Allgemeine Erklärung“ von 1948 wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu heben, weil dieser Text zu den wichtigen Grundlagen für das gesellschaftliche und politische Zusammenleben der Menschheit darstellt.

Angelika Hüfner