Wer kennt Dorothea Christiane Erxleben?

22.07.2012

Alle zwei Jahre wird auf der UNESCO-Generalkonferenz entschieden, welche von den Mitgliedstaaten vorgeschlagenen Persönlichkeiten in die Liste der UNESCO-Gedenktage für die beiden kommenden Jahre eingetragen werden. Damit will die UNESCO an berühmte Persönlichkeiten erinnern, damit deren Bedeutung in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt wird.

 

 
 

Alle zwei Jahre wird auf der UNESCO-Generalkonferenz entschieden, welche von den Mitgliedstaaten vorgeschlagenen Persönlichkeiten in die Liste der UNESCO-Gedenktage für die beiden kommenden Jahre eingetragen werden. Damit will die UNESCO an berühmte Persönlichkeiten erinnern, damit deren Bedeutung in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt wird.

Für die Jahre 2012-2013 hat die Generalkonferenz im November 2011 insgesamt 98 Gedenktage benannt. Darunter waren auch vier Gedenktage, die Deutschland betrafen. Für 2013 werden es der 22. Mai (200. Geburtstag des Komponisten Richard Wagner) und der 29. September (100. Todestag des Ingenieurs Rudolf Diesel) sein. Für dieses Jahr waren der 13. Juni und der 9. August (50. Todestag des Schriftstellers Hermann Hesse) vorgesehen.

Leider gab es in Deutschland keine Pressemeldung zum 13. Juni, dem 250. Todestag der Ärztin Dorothea Christiane Erxleben, die zwischen 1715 und 1762 in Quedlinburg lebte. Sie war eine herausragende Frau, die dank ihres Vaters, der sich dafür einsetzte, dass begabte Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung zu fördern seien, die erste promovierte Ärztin in Preußen war.

Ihr Vater, selbst Arzt, hat ihre außerordentlichen Fähigkeiten sehr früh erkannt und sie von Kind an zu seinen Krankenbesuchen mitgenommen, so dass sie erfolgreich die Praxis ihres Vaters übernehmen konnte.
Mit 23 Jahren veröffentlichte sie eine Schrift, in der sie all die Vorurteile widerlegte, die gegen ein Frauenstudium sprachen. Zwar konnte sie selbst das 1741 nur auf Anordnung Friedrich des Großen genehmigte Studium als erste Frau an der Universität Halle zunächst aus familiären Gründen nicht aufnehmen. Durch die Heirat eines Witwers mit fünf Kindern und die Geburt von vier eigenen Kindern war sie familiär und beruflich höchsten Belastungen ausgesetzt. Dies hinderte sie aber nicht daran, 1754 an der Universität Halle ihre Promotion erfolgreich abzuschließen.

Diese herausragende Karriere muss insbesondere vor dem Hintergrund gewürdigt werden, dass erst 1899/1900 in Deutschland Frauen offiziell zum Studium und zu Staatsprüfungen der Medizin zugelassen wurden. In Preußen wurden Frauen erstmals im Wintersemester 1908/1909 zum Studium zugelassen.

Erfreulicherweise wird seit 1997 an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg jeweils für ein Jahr eine Dorothea-Erxleben-Gastprofessur vergeben, die der Förderung von Frauen für die Hochschullehrerinnenlaufbahn dient. Dadurch erhält Dorothea Christiane Erxleben, die im Alter von nur 47 Jahren verstorben ist, eine bleibende Würdigung.

Prof. Dr. Klaus Hüfner

 

Bild zur Meldung: Logo des UNESCO-Programms "Memory of the World" Foto: Wikipedia