UNESCO-Gedenken an Johann Gottfried Schadow

27.04.2014

Die UNESCO erinnert an den bedeutsamsten Bildhauer des deutschen Klassizismus, der vor 250 Jahren, am 20. Mai 1764, in Berlin geboren wurde.
Zu seinen bedeutsamsten Werken zählt die Quadriga auf dem Brandenburger Tor. Auch das anmutige Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz wird vielen Menschen bekannt sein.
Eine Ausstellung im Berliner Ephraim-Palais „Unser Schadow - Gratulationen zum 250. Geburtstag“ erinnert an die Vielfältigkeit seines Werkes.

Ausstellung vom 28. Februar bis 29. Juni 2014 im Ephraim-Palais, Poststraße 16, 10187 Berlin. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10-18 Uhr, Mittwoch 12-20 Uhr

   

 

 

Die Tourismuszahlen in Berlin weisen seit Jahren Rekordmarken auf. 2013 kamen 11,3 Millionen Gäste, 27 Millionen Übernachtungen verzeichnete die Statistik.

Ein Besuchermagnet ist das Brandenburger Tor. Viele bewundern den klassizistischen Bau, der besonders nach der Wiedervereinigung (1989) zum Symbol der Stadt geworden ist und mit seiner wechselvollen Geschichte auch die Entwicklung Deutschlands widerspiegelt. Dieses Bauwerk hatte der Stadtbaumeister Carl Gotthard Langhans 1788-91 in Anlehnung an die Propyläen in Athen geschaffen. Der Auftraggeber war der preußische König Friedrich Wilhelm II. (1744-97), der das Tor nach dem Revolutionsjahr von 1789 als Friedenspforte verstanden wissen wollte, was durch die Figur der Friedensgöttin auf der Quadriga zum Ausdruck kommt. Im Gefolge der Befreiungskriege wurde das Tor mit der Friedensgöttin zur Siegesgöttin und zum Sinnbild des Sieges über die Tyrannei.

Nur wenige kennen den Schöpfer der Quadriga, die das Tor bekrönt: Johann Gottfried Schadow, vor 250 Jahren, am 20. Mai 1764 in Berlin geboren und dort auch am 27. Januar 1850 gestorben.

Die UNESCO macht auf Vorschlag Deutschlands auf diesen Jahrestag aufmerksam, denn Schadow ist der bedeutendste Bildhauer des deutschen Klassizismus, ein bedeutender Grafiker und Begründer der Berliner Bildhauerschule. Zu seinen Schülern gehören u.a. Christian Friedrich Tieck und Christian Daniel Rauch.

Seine Kindheit und Jugend verbringt Schadow in der Gegend um das Hallesche Tor. Er besucht das Gymnasium zum Grauen Kloster. Es stellt sich heraus, dass die Ausbildung für die besonderen zeichnerischen Fähigkeiten des jungen Schadow nicht ausreicht, so dass er ab 1776 zusätzlichen Zeichenunterricht erhält. Zwei Jahre später entscheidet er sich für den Beruf des Bildhauers und wird Schüler des preußischen Hofbildhauers Tassaert, bei dem er seine gesamten bildhauerischen Techniken erlernt.

1785 heiratet er die Tochter eines Wiener Juwelenhändlers, Marianne Devidel und kehrt erst 1787, nach einem längeren Italienaufenthalt, nach Berlin zurück. Ein Jahr später wird Schadow bereits zum Leiter der Hofbildhauerwerkstatt ernannt. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Oberhofbauamt und dessen Direktor Langhans entstehen viele gemeinsame Schöpfungen, 1793 die erwähnte Quadriga.

Der preußische König wollte eine Allegorie des Friedens schaffen. Schadow entschied sich, mit dem Pferdegespann an griechische Vorbilder anzuknüpfen. Die Göttin gestaltete er nach römischem Vorbild (Victoria). Im Gegensatz zum dynamisch gestalteten Gespann wurde die stehende Göttin schon damals oft als steif empfunden. Dieses Missverhältnis nahm Schadow aber bewusst in Kauf, weil eine bewegte Göttin zu sehr nach Kampf aussah. Zwar verminderte er diesen Eindruck später, indem er die Frauenfigur mit einem wallenden Gewand bekleidete, der Widerspruch zwischen Pferdegruppe und unbewegter Lenkerin blieb jedoch bestehen. Diese Spannung in der Plastik macht Schadow letztlich aber auch berühmt.

Zum Nationaldenkmal der Deutschen wird das Tor mit der Quadriga vor allem dadurch, dass Napoleons Truppen die Wagengruppe demontieren und nach Paris überführen. Als die Plastik nach den Befreiungskriegen erheblich lädiert zurückkommt, ist sie das Symbol des Sieges über Napoleon.

Die Kunstauffassung des Klassizismus und die naturalistische Darstellung hatte sich gegen das bis dahin vorherrschende Rokoko durchgesetzt.

Schadows berühmtesten Werke entstehen in dieser Zeit. Es sind unter anderem:

  • das Grabmal des Grafen Alexander von der Mark (1790, Alte Nationalgalerie)

  • das Zieten-Denkmal und das Denkmal für den „Alten Dessauer“ Fürst Leopold I. (1794/1800 am Wilhelmplatz)

  • das antikisierende Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Friederike von Mecklenburg- Strelitz (1797, Alte Nationalgalerie)

Später kommen noch hinzu:

  • das Denkmal für Martin Luther (1821 in Wittenberg) und

  • die Bronzestatuette Friedrich II mit seinen Windhunden (1822, Bode Museum).

Tatsächlich hat Schadow noch wesentlich mehr Bildhauerarbeiten geschaffen. Er kann sich ein hochherrschaftliches Bürgerhaus (1803-05) im klassizistischen Stil errichten, das noch heute sehenswert ist und zu den ältesten Bürgerhäusern Berlins gehört (Schadowstraße 8-11 in Mitte).
Aber er erhält immer weniger Aufträge, besonders seit der Ernennung von Friedrich Wilhelm III.(1770 1840) zum preußischen König 1797. Der wendet sich von Schadow ab und bevorzugt eine mehr idealistische Kunstauffassung, wie sie beispielsweise der Schadow-Schüler Christian Daniel Rauch vertritt.

Schadow konzentriert sich zunehmend auf die Lehre: 1816 wird er zum Direktor der Königlichen Preußischen Akademie der Künste ernannt. 1830 erfolgt die Ernennung zum Ehrendoktor der Philosophie durch die Berliner Universität. 1846 wird er Mitglied der Kunstakademie Brüssel.

Am 27. Januar 1850 stirbt Johann Gottfried Schadow, 85-jährig. Er ist bestattet auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Mitte.

Nur eine einzige Ehrung ist für den großen Bildhauer und Künstler in Deutschland vorgesehen. Die Stiftung Stadtmuseum Berlin präsentiert Schadow im Ephraim Palais in Mitte.

Der Ausstellung gebührt das Verdienst den Künstler nicht nur als bedeutsamen Bildhauer zu darzustellen, sondern auch in seiner Vielgestaltigkeit zu zeigen: als Zeichner, Freimaurer, Direktor der königlichen Akademie der Künste, als Mitglied mehrerer Vereine, u.a. als Schachspieler und Laienschauspieler. Seine Kunsttheorie wird durch Zeichnungen und Körperstudien deutlich. Es ist seine an der Antike geschulte Art und die naturalistische Genauigkeit, die seine Arbeit geprägt hat.

Michael Metto

 

Weiterführende Infos unter www.stadtmuseum.de/ausstellungen/unser-schadow

 

Bild zur Meldung: Johann Gottfried Schadow (Wikimedia)