'Sei Käthe – Be Kollwitz': Ausstellung verlängert

28.08.2017

Bis 8. Oktober sind die Arbeiten der Preisträger/innen des Grafischen Wettbewerbs und weitere Arbeiten aufgrund des großen Besucherstroms im Käthe-Kollwitz-Museum, Fasanenstraße 23, noch zu besichtigen: Mit einer Finissage wird die Ausstellung dann abgeschlossen.

 

Der Wettbewerb zum 150. Geburtstag von Käthe-Kollwitz, einem UNESCO-Gedenktag, zeigte mit rund 300 Einsendungen ein unerwartet großes Echo. Er war ausgeschrieben worden vom Berliner Komitee für UNESCO-Arbeit in Kooperation mit dem Käthe-Kollwitz-Museum Berlin und der Bürgerstiftung Berlin – letztere hatte die sechs Einzelpreise gestiftet. Die Tiefe des Gefühls und Ernsthaftigkeit, mit der die Jugend an die Arbeit gegangen war, beeindruckte. Die erstaunliche Qualität ganzer Klassensätze motivierte zudem zu zwei Sonderpreisen, gestiftet von der Bürgerstiftung und dem Berliner Komitee für UNESCO-Arbeit.

 

Die Preisträgerinnen

 

Von links nach rechts:

  • Judith Baum und Mitschülerin, Katholische Theresienschule: 4. Preis
  • Clara Schulze, Katholische Theresienschule: 3. Preis
  • Selin Ünal, Sophie-Scholl-Schule: 1. Preis
  • Nicole Gala, Carl-Zeiss-Oberschule: 5. Preis
  • Solayma Zekri, Gutenberg Schule: 6. Preis

Sitzend links:

  • Pia Enders, Gymnasium zum Grauem Kloster: 2. Preis

Sitzend rechts:

  • Schülerin der Nelson-Mandela-Schule: Sonderpreis für die Klasse 9c

Im Hintergrund rechts:

  • Frau Schmidt, Kunstpädagogin der Carl-Zeiss-Oberschule: Sonderpreis für den Wahlkurs 8 – Kunst

Mitte rechts:

  • Frau Dr. Stadler Geschäftsführerinnen der Bürgerstiftung Berlin e.V.

Rechts:

  • Frau Dr.Teherani-Krönner Mitglied und

Mitte links:

  • Prof. Dr. Gudrun Kammasch, Vorsitzende des Berliner Komitees für UNESCO-Arbeit.

 

Die Begründung der Jury

 

1. Preis Selim Ünal| 14 Jahre | Sophie-Scholl-Schule
Aus einer Klasseneinsendung Kl. 8: Es handelt sich um ein mit Fineliner und Filszstift gezeichnetes Plakat - für einen 14jährigen außerordentlich. Die Komposition ist konzentriert auf „Nichthören/Nichtsehen“, was mit der starken Aufforderung „Tu etwas!“ in stärkstem Kontrast steht. Eigene Probleme des Alltags bringt der Schüler hier ein, wie auch den Gestaltungen (Text) im Detail zu entnehmen ist. Zugleich ist die symmetrische/kreisende Komposition mitreißend als Ganzes. Sozusagen ein Strudel der langsam alles verschluckt und ein stummer Schrei, dem eine Aufforderung folgt. Das Thema „Sei Käthe“ ist eigenständig umgesetzt. Frieden fängt im Alltag, im persönlichen Bereich an.

 

2. Preis Pia Enders | 12 Jahre | Gymnasium zum Grauem Kloster
Einzelarbeit: Die Schülerin (fast 12 Jahre) gehört zu den jüngsten Einsendern und hat hier für die Flüchtlingsprobleme eine starke Form in einer Bleistiftzeichnung gefunden. Entlang einer menschenleeren Achse blickt man auf eine schematische, riesige Zeltstadt, erinnernd an die hoffnungslosen Massenquartiere etwa in Libyen. Vorn ist ein Zelt hochgeklappt und gibt den Blick auf eine klassische Familie (Vater, Mutter, Kind) frei. Durch Hell- Dunkel-Kontraste ist der Gegensatz zwischen anonymer Zeltstadt und Menschlichkeit noch besonders betont. Man fühlt sich bei dieser Gruppe an die Heilige Familie, an Weihnachten erinnert. Dies macht die Zeichnung trotz der großen anonymen Zeltstadt so optimistisch. Von dem Bild der ihrem Kind fürsorglich zugeneigten Eltern geht selbst in diesen extremen Bedingungen eine Ausstrahlung von Menschlichkeit aus – sie scheint auch unter den anderen Zelten verborgen zu sein.  

 

3. Preis Clara Schulze | 15 Jahre | Katholische Theresienschule
Aus einer Klasseneinsendung Kl. 8: Die Schülerin hat einen Jungen in Kohle gezeichnet, der gebeugt und mit wachem Blick auf den Betrachter gerichtet, sein Geschwister durch eine öde, im Hintergrund von Krieg gekennzeichnete Gegend trägt. Der tiefe eindringliche Blick ist direkt auf den Betrachter gerichtet und nimmt ihn gefangen.

 

4. Preis Judith Baum und Mitschülerin | 15 Jahre | Katholische Theresienschule
Aus derselben Klasseneinsendung wie Nr. 3: Für dieses Motiv wurde die Lithographie von Käthe Kollwitz „Städtisches Obdach“ künstlerisch als Kohlezeichnung umgesetzt. Die Nachzeichnung ist schlicht und frisch nachempfunden. Als Elemente der Karikatur sind Gedankenblasen gezeichnet, das eine Kind im Arm der Mutter denkt an Schaukeln, die Mutter an die Kriegssituation, vor der sie geflohen ist. Dadurch wird Käthe Kollwitz konkretisiert. Die wichtigste Zutat ist jedoch ein mit blauer Pastellkreide skizziertes großes Zeltdach, das andeutet, dass die Mutter mit diesen beiden Kindern hier in Sicherheit ist.

 

5. Preis Nicole Gala | 14 Jahre | Carl-Zeiss-Oberschule
Aus einer Einsendung „Wahlkurs 8 – Kunst“: Der Wahlkurs Kunst führte ein Projekt in Kaltnadelradierung durch: Diese Arbeit überzeugte in ihrer dynamischen Bildsprache, auch wenn diese eher an Otto Dix (der den Krieg veristisch zeigte) als an Käthe Kollwitz (die den Menschen und Kriegswirkungen am Menschen zeigte, nie den Krieg selbst) erinnert. Kriegsmaschinen hetzen auf einer gebogenen Straße drei kleine Mädchen, die davon zu fliegen scheinen und dabei schon einzelne Körperteile verloren haben. Wenn auch der eigene Beitrag diese Lage zu ändern hier nicht deutlich zu erkennen ist, so weckt doch die drastische Darstellung der Kriegswirkungen beim Betrachter sofort das Bedürfnis, dieses Morden sofort einzustellen. Erstaunlich für die Arbeit eines 14jährigen Mädchens.

 

6. Preis Solayma Zekri | 16-17 Jahre | Gutenberg Schule
Aus einer Klasseneinsendung Kl. 11: Die Klasse führte ein Projekt in Kaltnadelradierung durch. Von diesem Motiv wurden zwei Abdrucke eingereicht. In dem hier vorliegenden Zustandsabdruck wurde um die als Brustbild in klassischer Weise aus der Nähe gezeigte Mutter mit ihrem kleinen Kind, in dessen Gesicht wir blicken, eine Art Heiligenschein, eine Mandorla, gelegt. Das steigert die emotionale Wirkung der symmetrischen und ganz auf diese eng umschlungenen Menschen konzentrierte Komposition.

 

Sonderpreise

Ein Sonderpreis ging an den gesamten „Wahlkurs 8 – Kunst“ der Carl-Zeiss-Oberschule.

Ein zweiter Sonderpreis wurde an die Klasse 9c der Nelson-Mandela-Schule vergeben: Im Verständnis eines erweiterten Kunstbegriffs hatte die Klasse Einzelzeichnungen von Menschen angefertigt, arrangiert in einem Boot, um die Situation der Flüchtenden darzustellen.

 

 

Bild zur Meldung: Die Preisträgerinnen